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Stadtbau: Nicht nur Arme leben in Sozialwohnungen

Meldung vom 03.04.2007, 18:13 Uhr MZ

Regensburg. Dass Stadtrat Kurt Schindler eine 88-Quadratmeter-Wohnung in attraktiver Altstadtlage für nur 359 Euro Monatsmiete bewohnt, ist durchaus kein Einzelfall. Das hat Klaus Nickelkoppe, Geschäftsführer der Stadtbau GmbH, im Gespräch mit der MZ bestätigt.
Den Fall Schindler hatte der örtliche Mieterverein zum Anlass genommen, sowohl die Stadtbau als auch den SPD-Mann, der Vorsitzender des konkurrierenden Mieterbundes ist, öffentlich im Internet anzuprangern. Als „Günstling der Stadtbau“ wird da Schindler bezeichnet, wogegen er vor Gericht zog – und prompt verlor (die MZ berichtete).
„Das ist für uns natürlich auch nicht gerade erfreulich“, meinte Nickelkoppe und kündigte eine ausführliche Stellungnahme für kommende Woche an. Schließlich gehöre Schindler ja auch noch dem Aufsichtsrat der Stadtbau an. Dennoch: Aufgrund vertraglicher Bindung könne die Sozialwohnung des SPD-Manns vor 2014 auch nicht gekündigt werden.
Schindler selber ist stocksauer und vermutet, „dass mich da welche aus durchsichtigen Gründen an den Pranger stellen wollen“. Die würden sich aber täuschen, „denn die Rechtsgrundlage sagt aus, dass die Kostenmiete noch in die Bindung bis 2014 fällt“. Ab dann erst würden die Mieten dem allgemeinen Mietspiegel angepasst. „Das sind Verträge, die damals von der Stadt, der Regierung der Oberpfalz, der Stadtbau GmbH, der Landesbodenkreditanstalt und den Mietern abgeschlossen wurden. Alles völlig einwandfrei.“
Ist Schindler aber, da er in einer Sozialwohnung lebt, auch ein Sozialfall? „Das hat damit gar nichts zu tun“, lautet seine Antwort, „denn es gibt viele Staatsbedienstete oder Angehörige im Öffentlichen Dienst, die solche Wohnungen haben. In solche Wohnungen kommt jeweils rein, wer dazu berechtigt ist.“
Im übrigen müsse man klar stellen, wie das 1971 war, als er und seine Frau in die Wohnung in der Baumhackergasse eingezogen sind. „Das war zu jener Zeit keine tolle Wohngegend – im Gegenteil: Hier war das Rotlichtmilieu. Das war ein Glasscherbenviertel.“ Und er sei damals der Alleinverdiener der Familie gewesen, als Wehrpflichtiger. „Ich bin in die Fehlbelegung hineingewachsen, deswegen war ich aber noch kein Sozialfall.“
Und dass er für diese Wohnung so wenig Miete bezahle, habe gar nichts mit seiner Person zu tun. Die anderen 14 Parteien zahlten den selben Mietpreis. Schindler wörtlich: „Allen Neidern sei Folgendes gesagt: Ich wohne nur 30 Meter von einer Bushaltestelle entfernt, wo täglich 800 Busse verkehren. Und um auf meine Dachterrasse zu gelangen, muss ich 105 Stufen hochsteigen.“

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