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SPD straft Stadtrat Kurt Schindler ab

Wahlkampfleiter Wolbergs ließ Wahlkarten einstampfen /“Partei nicht unterstützt“

Von Claudia Böken, MZ, 13.02.2002

Regensburg. SPD-Wahlkampfleiter Joachim Wolbergs ließ die offiziellen Wahlkärtchen von Stadtratskandidat Kurt Schindler einstampfen. Er ist verärgert, weil der Vorsitzende der Altstadt-SPD seine Genossen im Wahlkampf hängen lässt. Jetzt wirbt Schindler mit eigenen Visitenkarten ohne den OB-Kandidaten zu empfehlen.

Der Streit zwischen Stadtrat Kurt Schindler un der SPD schwelt seit Jahren. Sogar ein Partei-Ausschlussverfahren war bereits diskutiert worden, weil Schindler bei Stadtratsentscheidungen nicht selten lieber mit der CSU als mit seinen eigenen Genossen stimmt. Immer wieder fand der Vorsitzende des Mitglieder stärksten SPD-Ortsvereins aber Fürsprecher.

Jochen Wahnschaffe hatte seinerzeit die Übernahme des Parteivorsitzes davon abhängig gemacht, dass sämtliche SPD-Ortsvereine loyal hinter ihm stehen. Schindler hielt sich ruhig und wurde dafür mit dem aussichtsreichen Platz 13 auf der Liste belohnt.

Ausgesprochen ruhig hält sich allerdings auch sein Ortsverein. Während überall sonst mit Veranstalltungen für den OB-Kandidaten die Werbetrommel gerührt wird, hörte man von den Altstadt-Genossen nichts. Auch als die SPD die Altstadt-Kaufleute in Schindlers ureigenstem Gäu ans Herz drückte, fehlte von ihm jede Spur.

„Kurt Schindler wirbt mit eigenen Vistitenkarten und empfiehlt nicht einmal seinen eigenen OB-Kandidaten zur Wahl“, meldeten aufmerksame Beobachter der Szene der MZ. Tatsächlich. Auf dem Kärtchen steht neben Namen und Adresse lediglich: „So können Sie mich wählen: eine 3 vor Platz 213 SPD“ und der Satz: „Zuerst die Stadt, dann die Partei“.

Die Visitenkarte habe seine Frau selbst am Computer gedruckt, erklärte Schindler auf MZ-Nachfrage. Der Spruch sei ein Zitat von Kanzler Gerhard Schröder, der seinerzeit gesagt habe „Zuerst der Staat, dann die Partei“. Das habe ihm gefallen. Dass er keine Wahlempfehlung für den Spitzenkandidaten abgebe, liege einzig am Platzmangel. Natürlich stehe er hinter Wahnschaffe. Zur Eigenproduktion habe er greifen müssen, weil im Joachim Wolbergs seine Karten nicht ausgehändigt habe.

Wolbergs bestätigt das gegenüber der MZ: „Es war meine Entscheidung. Als Wahlkampfleiter erwarte ich von allen Kandidaten Fairness und Mitarbeit beim Verteilen von Werbematerial. Ich sehe gar nicht ein, warum die Partei Schindler unterstützen soll, wenn er die Partei nicht unterstützt.“

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