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Mieterverein gegen übereilten Mietspiegel

Wenig differenzierte Fragebögen könnten zu falschen Ergebnissen führen

Rundschau, 20.09.2000

Regensburg (xcs): Schon zum kommenden Frühjahr plant die Stadt Regensburg die Erstellung eines aktuellen Mietspiegels. Der Mieterverein und Umgebung e. V. befürchtet jedoch, dass übertriebene Eile falsche Ergebnisse bringen könne.

Der Zweck eines Mietspiegels sollte es sein, objektiv Aussagen über das allgemeine Mietniveau in der Stadt zu liefern und somit eine Grundlage für den Vergleich der Mietpreise zu schaffen. Dieser Zweck ist laut Willibald Bauer, dem geschäftsführenden Vorstand des Mietervereins, und Lothar Strehl, Vorstandsmitglied und SPD-Stadtrat, allerdings gefährdet. Der Fragebogen, dessen Auswertung die nötigen Informationen zur Erstellung des Mietspiegels liefern soll, sei zu wenig differenziert, um aussagekräftige Daten zu liefern zu können: "Man kann nicht absehen, was dabei herauskommt." So werde beispielsweise bei einer Wohnung nicht zwischen Schallschutzfenstern, Wärmeschutzfenstern und Doppelfenstern unterschieden, sowohl die Art der Fenster die Wohnqualität beträchtlich beeinflussen. Ähnliches gelte auch für die Frage bezüglich des Bodens, de Wohnlage, und mehrerer anderer Bereiche.

Fragenkatalog überarbeiten

"Die Fehler, die offensichtlich drinnen sind, könnte man jetzt korrigieren." so Bauer. Aus diesem Grund sei es übereilt, den Mietspiegel unbedingt schon zum kommenden Frühjahr anfertigen zu wollen. "Im Moment kann die Stadt auf einen Mietspiegel verzichten." Lieber sollte man den Fragenkatalog gründlich überarbeiten und die Befragung statt wie geplant im Frühjahr 2001 erst im Herbst durchführen. Außerdem sei das Frühjahr laut Strehl der "denkbar schlechteste Zeitpunkt" für die Erhebung, da zu dieser Jahreszeit die meisten Umzüge stattfänden und dadurch das Ergebnis verfälscht würde.

Ein anderer Teil des Problems sei Bauer zufolge, dass die Stadt seit 1994 immer wieder die gleichen Fragebögen verwende. Schon in den Jahren 1997 und 1999 habe dies beim Mietspiegel zum Ergebnis geführt, die sich nicht mit Erfahrungswerten gedeckt hätten. Auch damals seien die Bedenken des Mietervereins nicht ernst genommen worden. In diesem Jahr möchte der Verein seine Forderungen jedoch konsequent durchsetzen. "Wir werden uns weigern, dass der Fragebogen unverändert verwendet wird. Theoretisch könnten wir aus der Sache aussteigen, dann verliert der Mietspiegel an Wert", droht Bauer.

Missbrauch ist vorprogrammiert

Warum aber der Wirbel um ein Papier, dass doch nur einen Vergleichswert bieten soll? "Es droht eine Benachteiligung der Mieter!" Ein ungenauer Mietspiegel könne als Begründung für eine ungerechtfertigte Mieterhöhung missbrauch werden. Zudem würden Gerichte das Dokument nicht selten als Ersatz für einen Gutachter heranziehen. Gerade deshalb sei es so wichtig, den Fragenkatalog zu überarbeiten, um durch differenziertere Fragestellung möglichst genaue Ergebnisse zu erzielen. Dieser Meinung ist auch Strehl: "Wenn man, so eine Sache schon neu macht, dann sollte man es schon richtig machen."

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